Nach drei Jahrzehnten rapider Urbanisierung, sind die meisten der traditionellen Viertel Pekings verschwunden. Beatrice Leanza, Overseas Program Director der Peking Design Week, zeigt, wie eine neue Generation dabei hilft, sie durch frische Architektur und kleine, flexible Maßnahmen zu erhalten.
Das städtische Alltagsleben in der chinesischen Hauptstadt spielte sich in sogenannten Hutongs ab: Aus dem 13. Jahrhundert stammende Viertel, geprägt von schmalen Gassen, ruhigen Höfen und kleinen Häusern mit Ziegeldächern. Um Platz zu machen für Pekings Transformation zur modernen Metropole, verschwanden Tausende von Hutongs aus dem Stadtbild – ihre Bewohner wurden umgesiedelt.
In den vergangenen Jahren jedoch hat sich der Fokus bei der städtischen Erneuerung Pekings zugunsten gemäßigterer Ansätze verschoben. Beispielweise wurden viele Hutongs zu geschützten Zonen erklärt. Eine junge Generation chinesischer Architekten engagiert sich dafür, die Viertel am Leben zu erhalten, indem sie ihnen hilft, sich an moderne Wohnstandards anzupassen. Beatrice Leanza von der Peking Design Week stellt die aus ihrer Sicht wichtigsten architektonischen Projekte vor, welche die Hutongs zukunftsfähig machen.
ZAO/standardarchitecture
Der chinesische Architekt Zhang Ke rückt – zusammen mit seinem Studio ZAO/standardarchitecture – die Renovierung der Innenhöfe in den Mittelpunkt. Das Projekt „Micro-Yuan’er” befasst sich mit der Umgestaltung und Renovierung der Anbauküchen in den Höfen. Anstatt sie abzureißen, sollen sie neu genutzt werden können.
Das Projekt „Co-Living Courtyard” nimmt Möglichkeiten des Zusammenlebens in den traditionellen Hofstrukturen unter die Lupe. Und macht sie zu Orten, die von zwei Haushalten gemeinsam genutzt werden.

B.L.U.E. Architecture Studio
Mit dem Projekt „Dengshikou Hutong Residence” hat das Team von B.L.U.E. einen überraschend lebenswerten Ort in einem besonders beengten Hutong geschaffen. Die Architekten haben ein L-förmiges Haus, eingeklemmt zwischen einer Wand eines alten Hutongs und einem zweistöckigen Gebäude, in ein modernes, funktionales Zuhause für eine sechsköpfige Familie verwandelt.


In einem weiteren Projekt dachte B.L.U.E. das Innendesign eines alten Hutong-Mietshauses mit einer winzigen Grundfläche von 24 Quadratmetern neu. Das Ziel auch hier: Räume für modernes, komfortables Wohnen nutzbar zu machen. In diesem Fall fußt das neue Design auf einem architektonischen Entwurf, der das Gefühl von Intimität in einem Raum für eine Drei-Generationen-Familie wahren soll. Darüber hinaus sucht das Projekt Wege, wie Räume für modernes, komfortables Wohnen genutzt werden können.

People’s Architecture Office (PAO)
Das People’s Architecture Office (PAO) aus Peking glaubt, dass Chinas urbane Zukunft in leichtgewichtigen, modularen Gebäuden liegt, anstatt in riesigen Wolkenkratzern. Ihr „Courtyard House” ist ein modulares Fertigbau-System, das günstige Anbau-Module liefert. Diese können in einem Tag und ohne spezielles Fachwissen aufgebaut werden.
Cao Pu Studio
Das „Humble Hostel” des Architekten Cao Pu im aufstrebenden Dashilar Hutong ist dank seines flexiblen Architekturplans ein besonders cleveres Projekt. Basierend auf der benötigten Größe des privat genutzten Wohnraums passt sich das Gebäude mit beweglichen Wänden an. Nachdem das Hostel während der Design Week Peking 2015 noch über Airbnb buchbar war, wurde es mittlerweile geschlossen.
Vector Architects
Der „Hybrid Courtyard” von Vector Architects ist ein Beispiel für die Kombination von Lebens- und Arbeitsbereichen sowie öffentlichem Raum in traditionell urbanem Gewand. Gründer Gong Dong hat unter einer leichten Bambusstruktur in einem traditionellen Wohnhof einen smarten Mix aus Privatheit und Öffentlichkeit geschaffen. Ziel des „Hybrid Courtyard” ist es, Wohnraum zu schaffen, der gleichzeitig so lebendig ist, dass er von unterschiedlichsten Gruppen genutzt wird. So hat der Hutong auch in Zukunft Bestand und wird modernen Ansprüchen des Zusammenlebens gerecht.
